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Sicherheit &Wertschöpfung
Ein dichtesStraßennetz gewährleistet Mobilität, öffentliche,private
und gewerbliche bis ins hintersteTal und
verbindet Menschen. Städteund manches Dorfbenötigen
Umfahrungsstraßen als innerörtliche Verkehrsentlastung.Ein
Gespräch dazu mit Landesrat Florian Mussner
über Straßenprojekte, Verkehr und Mobilität.
> Radius: Auf Südtirols Straßen wird von Nord bis Süd, von
Ost bis West gebaut. Welches Konzept liegt diesen Bautätigkeiten
zugrunde?
F. Mussner: Wirhaben einen strategischen 3-Jahres-
Plan für die Programmierung der Projekte und zukünftiger
Investitionen im Tiefbau festgelegt, der verschiedenste Projekte
im Straßen- und Brückenbau, für Hangsicherung und
Lärmschutz beinhaltet. Ein Großteil dieser Bauvorhaben
wird von Südtiroler Firmen ausgeführt. Südtiroler Betriebe
haben in den letzten Jahren viel Erfahrung und Know-how
im Straßenbau gewonnen, das ihnen bei den Ausschreibungen
zugutekommt. Das Budget 2017 für Verkehrsnetz und
Mobilität beträgt rund 340 Millionen Euro, die in Südtirol
umgesetzt werden und auch für die heimischen Betriebe
Arbeitsplätze und Wertschöpfung bringen.
> Radius: Welche Ziele verfolgt man im Bereich Verkehr
und Mobilität?
F. Mussner: Südtirol hat, neben den zwei großen Nord-Südund
Ost-West-Verkehrsachsen mit Staatsstraßen, Autobahn
und Eisenbahnverbindungen auch ein sehr kapillares,
peripheres Verkehrsnetz. Verkehr flüssiger zu gestalten, den
Erfordernissen angepasste Straßen und öffentliche Verbindungen
sind sicher wichtig. Unser Ziel muss es zudem
auch weiterhin sein, Emissionen und Lärm zu verringern,
denn diese machen krank. Lärmschutzwände, aber auch
eine Verbesserung des Rollmaterials bei den Zügen und mit
Wasserstoff betriebene Busse sind Schritte in diese Richtung.
Ziel ist es, den Individualverkehr auf der Straße weiter zu
vermindern und die öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und
Bahn noch stärker auszubauen, auch im Hinblick auf den
Brennerbasistunnel, der 2026 in Betrieb geht.
> Radius: Wieist der Straßenbau mit diesen Zielen zu vereinbaren,
bzw. was sind die Schwerpunkte?
F. Mussner: Oberstes Gebot ist die Sicherheit auf allen Verkehrsschienen.
Das gilt für die großen Projekte genauso wie für
die kleineren bzw. die Straßeninstandhaltung im Allgemeinen.
Bei Unfällen jeglicher Art werden stets die Ursachen ermittelt
und entlang dieser Abschnitte kurz- und mittelfristig Verbesserungen
durchgeführt. Ein großes Thema für die Sicherheit ist
in einem Gebirgsland wie dem unseren auch die Steinschlaggefahr.
Die Sarntaler Straße oder das Eggental stehen beispielsweise
ganz oben auf unserer Prioritätenliste. Die beiden neuen
Tunnels auf der Sarner Straße haben wir Ende des letzten Jahres
eröffnet, imEggental laufen die Arbeiten für das 3. Baulos.
aktuell 01/2017
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> Radius: Die Arbeiten auf der
Straße bringen Beeinträchtigungen
für die Verkehrsteilnehmer.
Wiegehen Sie vor?
F. Mussner: An 53 Stationen
wird in Südtirol das Verkehrsaufkommen
erfasst. Diese
Statistiken sind eine wichtige
Hilfe für Studien, Investitionen
bzw. die Programmierung der
Tiefbauprojekte. Gut vorbereitet
und in enger Zusammenarbeit
mit den Gemeinden und
der Autobahn kann man Unannehmlichkeiten vermindern. So
gibt es seit zehn Jahren eine Absprache mit der Autobahngesellschaft
für die Nord-Süd-Achse, um jeweilige Bauarbeiten
abzustimmen und den Verkehrsfluss zu garantieren. In der
Hauptreisezeit (Juli/August) werden Arbeiten vermieden.
> Radius: Welche Herausforderungen bringen Großprojekte?
F. Mussner: Die Ausschreibungsverfahren, Bauleitpläne der
entsprechenden Gemeinden, die Schätzungen der Grundstücke,
Enteignungen usw. brauchen ihre Zeit. Die Bürokratie
dauert leider manchmal länger als die Umsetzung. Doch eine
bis ins letzte Detail geklärte Planung mit genauen Vorgaben
für die Baufirmen macht sich erfahrungsgemäß bezahlt.
Auch die Arbeiter vor Ort, die das Projekt konkret umsetzen,
möchte ich erwähnen. Hier sind viele fleißige Hände am
Werk. Sehr gut fahren wir mit den monatlichen Sitzungen der
Arbeitsgruppe zum jeweiligen Projekt, in der die Gemeinde,
das Land und die Baufirma sich organisatorisch absprechen
und gemeinsam Lösungen suchen. Pendler müssen morgens
zur Arbeit und abends nach Hause, bei den Schülern ist es
nicht anders. Baufirmen müssen sich darauf einstellen und
auch nachts arbeiten. Straßenbauprojekte bringen kurzfristig
Wartezeiten für die Verkehrsteilnehmer, aber auch finanzielle
Wertschöpfung vor Ort. Sichere Straßen und gute Anbindungen
an das öffentliche Verkehrsnetz steigern die Lebensqualität
und bringen Chancengleichheit.
> Radius: Ausbau und Neubau des Verkehrsnetzes in Südtirol.
Wiestehen die Zeichen?
F. Mussner: Die Vinschger Bahn verzeichnet fast zwei
Millionen Fahrgäste jährlich. Die Fahrgastzahlen auf der
Pustertalbahn haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt
und liegen auch hier heute bei knapp zwei Millionen
pro Jahr. Jeder zweite Südtiroler hat mittlerweile ein Abo
für den öffentlichen Personennahverkehr in der Tasche.
Der Halbstunden- bzw. Stundentakt und gute, aufeinander
abgestimmte Fahrpläne bei den öffentlichen Verkehrsmitteln
haben sich zweifelsohne bewährt. Für Bozen wäre deshalb
innerstädtisch eine Tram eine gute Sache; die Gemeinde
Bozen sollte diese ins Auge fassen.